Martin Weller ist im Kirner Land eine Kultfigur, Schloss Wartenstein

Publikum vom Konzert in der Scheune begeistert

SCHLOSS WARTENSTEIN. Die Scheune auf Schloss Wartenstein war “proppenvoll”. Liedermacher und Mundartpoet Martin Weller gastierte mit dem “Teufelsgeiger” Wolfgang Wehner und Bassist Roman Alt in den altehrwürdigen Schlossmauern. “Schöne Musik onn domm Geschwätz”, hieß das neue Programm. Glück mit dem Wetter und eine tadellose Akustik in der Scheune garantierten für einen makellosen Auftakt eines Schlossfestes mit einem attraktiven Programm.
Viele Jugendliche strömten herbei. Die Fans kennen die Texte des beliebten “Lokalmatadors”, singen, klatschen und trampeln schon beim ersten Lied begeistert mit. Die unmissverständliche Botschaft für alle, die es noch nicht wissen, lautete: “Eesch singe Hunsrigger Platt!”
Als “beliebtes Zugpferd in der Region” begrüßte Alt- VG-Bürgermeister Günter Schwenk im Beisein seines Nachfolgers Harald Beuscher kurz und knapp das Trio
“Franz Otto Klein” – die Geschichte vom besessenen Hasenzüchter – kommt an. Fast noch besser finden die Gäste Wellers verquere Erläuterungen über die “Uuhrgries” (Ohrgröße). Die Fans fragen sich: Wie kann man überhaupt solch skurrile Ideen haben? Sein Onkel sei einmal mit seinem Hasen, einem “Riesen”, fast Züchter-Weltmeister bei den “Rabbit World Championships” in Tokio geworden, dann aber vom Scheich von Dubai knapp geschlagen worden, erzählt Weller. Daran sei der Onkel zerbrochen. Dem Hasen erging es noch schlechter: Er wurde an Ort und Stelle “geschlaacht, und da konnten vier japanische Konfirmationen von esse”.
Mittlerweile bestimmen die Fans das Repertoire, das gespielt wird. Ob “Waidmannsheil”, ein lebensnaher “Alptraum”, “Allein in Tiefenstein”, “Griechischer Ween” oder “Dau onn eesch” sind allesamt “musikalische Brillanten”, die der gelernte Schmucksteinfasser aus Idar leidenschaftlich zum Besten gibt. Der gebürtige Odenbacher Berufsmusiker Wolfgang Wehner beherrscht dabei die Fidel wie kein Zweiter.
Mal frech, mal melancholisch, mitunter ein wenig makaber, aber authentisch und niemals unter der Gürtellinie versteht der Liedermacher Martin Weller sein Metier zwischen herzzerreißenden Balladen und tiefgründigem Mundart-Rock. Weller erreicht Jung und Alt.
Viel zu wenig hören die Fans über “Das böse Lied” oder die Rivalität und historisch bedingten Frotzeleien der “Ejrada” und “Uwwersteener”. Er, Martin Weller, stellte in Idar “echten und wertvollen” Schmuck her – aber es gibt ja auch noch den aus dem Kaugummiautomat.
Martin Weller macht keinen Hehl aus seiner “musikalischen Herkunft”: Er ist ein Kind englischsprachiger Rockmusik, war Leadgitarrist von “Charisma”. An die Jugendjahre erinnert der Ohrwurm “Lady In Black” von Uriah Heep, den Weller mit seinem schmusigen “Aaahaah” als Background zu einer Zahnarztpersiflage umtextete und den das Publikum begeistert mitsingt.
Auf dem Speicher fand der 49-Jährige ein Fotoalbum, das es in sich hatte: Erinnerungen aus den 70er-Jahren, an “et Pieszeeche”, an Plunder und Pullunder, an Ponyfrisur und an “et Mopedche oos dem Kataloch” mit 0,85 PS. “Haut gett et Heckeschere, die stärker sinn!”
Die Faszination und Aussagekraft der Werbesongs haben es Weller auch angetan, “Kirner oder Bit? Bring’ beide mit!” Den Kultklassiker “Bacardi-Feeling” wünscht sich die Fangemeinde. Den Hunsrück-Blues spielt er mit seinem Spezi und Bassgitarristen Roman Alt.
Der “Hochwaldcowboy” mit 40 “Wutzen” im Stall ist kein Kostverächter, ob er eine “ZweiPfund-Rindshochripp” auf den Grill packt, mit seinen Fans zur Krönung des Abends frenetisch “Et Schlaachdfesd” geradezu zelebriert oder den besten Rollbraten macht, dass selbst die fortgelaufene Frau reumütig zurückkommt.
“So muss et sinn”, philosophiert Weller nach einem tollen Abend, an dem das Publikum stehend und applaudierend Zugaben einforderte und jeder etwas davon hatte. Zum vierten Mal gastierte Martin Weller auf Schloss Wartenstein. “E goud Plaster. Loo däd eech gere wierrer hienekomme.” Der Förderverein versprach ihm ein Wiedersehen im Schloss. (hey)