Festjer, Vereinspicknicks und andere Begegnungsstätten von Kulinariern

Jetzt ist sie endlich wieder da, die grosse Zeit, der Sport und Feuerwehrsfeste, der drei Monate des Jahres, in denen Billarden von Vereinspicknicks um die Gunst von Besuchern buhlen, in der Hoffnung möglichst viele Stubbis und Bauchlappen an den Mann, oder die Frau zu bringen, um die arg gebeutelte Vereinskasse wieder aufzupeppen.
Leider schauen bei der gegenwärtigen Vereinspicknickdichte, die Wirte, die ja mit Speis und Trank Ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, in dieser Zeit recht dumm aus der Wäsche.
Eigendlich hat ja auch gar niemand so richtig Lust zum Vereinspicknick hin zu gehen, denn man war ja schon zweitausendmal da, es sind immer die selben Leute, die man trifft und vor allen Dingen, immer Bratwurst, Mettwurst, Bauchlappen, oder der in unserer Gegend exessiv verzehrte “Schweene Haas.”
Eigendlich würde man ja viel lieber in der Jogginghose auf der Couch liegen bleiben, den Pizzaknecht anrufen, damit er eine grosse Abruzzo, mit doppelter Portion Knobi, direkt auf den schon mal hingestellten Pizzateller serviert.
Doch Erbonkel Werner, der schon zwei Stunden schwitzend am Roste des Hasenzuchtvereines steht, würde es nie verzeihen und alle verwandschaftlichen Kontakte sofort abbrechen, wenn man sich nicht den alljährlichen “Hasenzuchtvereins-Schweene Haas” reinziehen würde.
So schwingt man sich unter ständigem Seufzen, in seine guten Klamotten und macht sich auf den Weg zum Picknick, wo Onkel Werner schon ein extra grosses, extra fettes Stück “Schweene Haas” reserviert hat.

Einige Vereine haben aber daraus gelernt, dass das Publikum nach immer neuen kulinarischen Genüssen giert und bieten auf ihren Pickniks: Chilli Concarne, mehrere Suppenarten, Rollbraten, Hotzelchen(sehr kleine Kartöffelchen, die meistens in einer Plastikschale, in 2cm Oel schwimmend seviert werden), und natürlich allerlei Fischbrötchen.
Einmal wurde ich Zeuge, wie Chilli Concarne zubereitet wurde:
Die Köchin briet grosse Mengen Hackfleisch an, kippte mehrere Dosen Bohnen rein, Wasser und gab dann unter ständigem Rühren, nach echt mexikanischer Art, einige Tüten” Maggi Chilligewürz” hinzu. Erstaunlicherweise meinen aber trotzdem viele Besucher, sie hätten was ganz Tolles gegessen:” Et gett doch nix Besseres, wie e Tschilli, emm grosse Debbe gekocht!”
Überhaupt scheinen auf Kirben und Märkten auch für Leute, mit sonst sehr empfindlichen Geschmacksnerven, andere kulinarische Gesetze zu gelten. So rief mich zum Roara Maad ein Freund an:” Gehst de met, iewa de Maad Ebbes esse?”
Früher habe ich das auch mal ganz gerne gemacht, aber ich habe festgestellt, wenn ich mit meiner Familie hungrig auf dem Maad einfalle, fressen wir mal hier, mal da, nachher ist einem schlecht, ob der Fette und Cholesterine, die man in kürzester Zeit in sich gehauen hat und der abschliessende Blick in das Portemonaie, lässt einen erstaunt erkennen, dass man für`s selbe Geld, ein Viergängemenue bei Lafer, mit Chateau Rothschild und Stehgeiger bekommen hätte!
Mein Freund, der mit mir über den Maad etwas essen gehen wollte, ist im Restaurant normal kaum zufrieden zu stellen. Er findet auch bei den ausgeklügelsten Kompositionen der Köche, immer Nuancen, an denen man rumnörgeln muss. Eben diesen Kulinarier sah ich mal auf dem Roara Maad, als er gerade dabei war, in ein schon von weitem stark orangeleuchtendes Lachsersatzbrötchen zu beissen und den Bissen mit einem kräftigen Schluck Kaffe aus einem Pappbecher runter zu spülen!
Da bemühen wir doch lieber den Pizzaknecht, der eine dampfende Abruzzo, mit doppelter Portion Knobi, direkt an die Couch serviert!