Ich sei ein musikalischer Bub, lobte mich meine Musiklehrerin schon in der siebenten Klasse. Wenn ich auch ziemlich faul und nichtsnutzig sei, singen könne ich doch sehr gut. Wo sie recht hatte, da hatte sie recht.
Ich hatte wirklich eine glockenklare, reine Knabenstimme, mit der ich bei den “Regensburger Domspatzen” sicherlich eine steile Karriere gemacht hätte und auch das damals sehr angesagte “Heintje” hätte ich locker von der Platte geputzt. Das “Heintje”, hatte im Gegensatz zu mir einen sehr guten Manager, der dafür sorgte, dass der niederländische Laubub mit seinen Schmachtliedern die komplette Omaschaft Deutschlands zum Weinen und zum Plattenkaufen brachte. Ich hatte leider keinen Manager und außer meiner eigenen Oma, gelang es mir auch nicht nennenswert Großmütter zum Weinen zu bringen.
Die Blockflöte meiner Mutter war eigentlich das erste Instrument, welches ich erlernte. Habe ich mir einfach selbst beigebracht. Es hat wirklich kein halbes Jahr gedauert, da konnte ich auf dem Ding “El Condor pasa” spielen und zwar so schön, dass mancher Indio in der Fußgängerzone seine Flöte kommentarlos in den nächsten Abfalleimer geworfen hätte, wenn er mein “El Condor pasa” gehört hätte. Als nächstes Instrument erlernte ich die Tuba. Eine Tuba ist so ziemlich das größte Blechblasinstrument des Universums und ich weiß bis heute nicht, was damals in mich gefahren war, ausgerechnet Tuba zu lernen. Mit Tubaspielen habe ich in der Jungbläserschule im christlichen Posaunenchor, im Musikverein und im Kreisjugendorchester meine frühe Jugend verbracht. Als meine Freunde begannen “Deep Purble”, “Alice Cooper”, “Nazareth”, “Black Sabath” und die ganzen anderen Hardrock-Bands zu hören, machten sie sich natürlich darüber lustig, wenn ich auf meiner Tuba den “Schützendefiliermarsch” und den “Jagdgeschwader Richthofenmarsch” übte. Dies tut einem pupertierenden Jungen natürlich sehr weh, wenn er verspottet wird und außerdem wandelte sich auch mein musikalischer Geschmack zusehends. Ganz klar, mit der Tuba war natürlich auch absolut nichts bei Mädchen zu holen. Auf dem Schulhof der Heidensteilschule saß nachmittags immer ein Typ, der auf seiner alten akustischen Gitarre klimperte. Das Instrument sah schon ziemlich ramponiert aus und er hatte es mit mehreren “Peacezeichen” und dem Aufkleber “make love, not war” beklebt. Wenn er so im Schneidersitz da saß und verträumt “the house of the rising sun”, “kumbaja my lord”, “we shall overcome” usw. spielte, dann umschwärmten in die Mädchen wie die Fliegen das Aas. Diesen Effekt hätte ich mit der Tuba auf keinen Fall hinbekommen. Man stelle sich vor, ich sitze mit meiner Tuba auf dem Schulhof und spiele vor mehrern Dutzend Mädchen den “Jagdgeschwader Richthofenmarsch”, oder “Alte Kameraden”. Ich glaube dies hätte die erste öffentliche Steinigung auf einem Idar-Obersteiner Schulhof zur Folge gehabt. Es gab keine andere Möglichkeit, ich musste mich von der Tuba trennen und eine Gitarre musste herbei. Eine alte, gebrauchte “Hopf”, für schlappe 20DM, konnte ich alsbald mein Eigen nennen. Ich fing an das Teil unermüdlich zu malträtieren, klimperte mir die Finger wund und irgendwann gelang es mir endlich, “the house of the rising sun” so zu spielen, dass meine Freunde erkennen konnten um welches Lied es sich handeln sollte. Doch die ersten Versuche am Lagerfeuer, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf mich zu ziehen, endeten meistens damit, dass die Zuhörer mir mitteilten: “Mensch Weller! Hier emohl off, met daenem bleede Geklimper! Stell dat Deng en die Eck, sonst kemmts en det Feija”! Aber ich ließ nicht locker! Ich übte wie ein Wahnsinniger und irgendwann wurde ich immer öfter gefragt: “Ei, Weller sah, host dazu net vieleecht dein Didda dabai? Dat es doch emma so scheen!” Nach einigen Jahren mit der Akustischen, verliebte ich mich unsterblich in die E-GItarre. Ich war völlig fasziniert von Jimmy Hendrix-Sound und mir war klar, dass so eine E-Gitarre um einiges cooler rüberkam als die Akustische. Mir gefiel die Bühnenpräsenz der Rockmusiker auch um einiges besser, als die der Liedermacher, die meistens mit einem Palästinenserschal um den Hals auf einem Barhocker sitzend, sich den Weltschmerz vom Leibe sangen. Charisma 1984 Charisma 1984 Als Gitarrist der Bands “Syracus”, “Charisma”, “Gletscherklar”, “Dr. Heff” und “Tripple X” verbrachte ich die nächsten 15 Jahre meiner musikalischen Laufbahn. Wir spielten Jazz, Funk, Hardrock, Blues und wollten eigentlich immer unsere eigene, selbstkomponierte Musik spielen. Die war in der Anfangsphase selbstverständlich ziemlich schrecklich, wurde aber durch Übung und Erfahrung immer besser. Die Sache mit den Mädels hat dann schließlich auch noch ziemlich gut hingehausen. Als Gitarrist von “Syracus” habe ich meine Frau kennengelernt und meine Musik muss ihr so gut gefallen haben, dass sie noch heute, 28 Jahre später, mit mir zusammen ist. Ich übte täglich wie ein vom Jenseitsgeschickter und brachte es auf der E-Klampfe zu erstaunlichen Fähigkeiten. Kommt mir übrigens heute noch zugute. Mit “Tripple X” machten wir schönen, geradliningen, lauten, englischen Hardrock. Da kam mir 1995 die Idee, ein paar Songs mit Texten auf Hunsrücker Platt zu machen. Ich komponierte den “Beijabooch-Blues”, den “Hochwald-Cowboy”. Deep Purple’s “Smoke on the water” hieß bei mir: “Raach iewa Brombach” (Rauch über Brombach). Auch “allain en Tiefenstein” komponierte ich in dieser Epoche und einige andere Songs, die ich heute noch spiele. Unsere erste öffentliche Darbietung der Songs war überwältigend. Dem Publikum gefielen die Mundart-Songs absolut super und es wollte mehr davon. Nach einem Konzert kam ein junger, ziemlich langhaariger Mann auf mich zu und fragte mich, wer die schönen Mundarttexte schreibe. (Es war übrigens der Toningenieur Michael Anton, mit dem ich auch heute noch zusammen arbeite.) Ich entgegnete ihm stolz: “Ei eesch!” Dann beschwor er mich, mich nur noch auf diese eine Sache zu konzentrieren, in der er eine große Zukunft sah. Weil ich zu dieser Zeit, wegen permanenter Probleme im Schlagzeugbereich, sowieso keinen Bock mehr auf Bands hatte, kramte ich die gute, alte Akustische wieder hervor und begann meine musikalische Laufbahn als “Maddin”. Im Mai 97 nahmen Michi Anton und ich, in nur zwei Tagen, die Maxi-Single “Der ess Dursch” auf. Diese Scheibe, die eigentlich nur als Demo-CD gedacht war, mit der ich, mein doch sehr ungewöhnliches Zeugs Veranstaltern präsentieren wollte, entwickelte sich zum absoluten Erfolg! Im Handumdrehen hatte ich jede Menge des Tonträgers unter die Leute gebracht und konnte mich vor Lob und vor Auftrittsangeboten kaum retten. Mir fiel praktisch über Nacht in den Schoß, was ich mir als Rockmusiker immer erträumt hatte. Mittlerweile habe ich fünf Musik-CD’s und ein Hörbuch veröffentlicht, hunderte Auftritte gespielt, jede Menge Rundfunk- und Fernsehpräsenz gehabt und bin immer noch rundherum glücklich auf der Bühne stehen zu können, um mein Publikum zu unterhalten.