Ganz Wiggert war für einen Abend im Schlagerfieber, Wickenrodt

Wickenrodt – “180 Einwohner und so ein grandioses Fest”.

Dieser Satz, den die Geschwister Hofmann auf der Bühne aussprachen, konnte man als Besucher der SWR 4-Radioshow “Wir bei euch” in Wickenrodt beim Volks- und Kinderfest nur bestätigen. Mit 800 Besuchern war das Zelt restlos ausverkauft, was dazu führte, dass die Autos vom Ortsanfang bis weit hinter dem Ortsende parkten. Eröffnet wurde der dreistündige Unterhaltungsabend von der TomRobin-Band mit ihrer Sängerin Manuela. Die Gruppe konnte bei ihren Kurzauftritten überzeugen und spielte nach der Show noch zum Tanz auf. Zu jeder “Wir bei euch”-Show gehört auch ein einheimischer Künstler. Die “Wiggerter” hatten sich “Hochwald-Cowboy” Martin Weller gewünscht und damit einen Volltreffer gelandet. Denn von Anfang an hatte der ehemalige Hardrocker mit seinen Mundartliedern das Publikum voll im Griff. Weller setzte dabei voll auf Klassiker aus seinem Programm. Das Publikum kannte die Texte von “Honsrücker Platt”, vom Hasenzüchter “Franz-Otto Klein” oder die Hunsrücker Fassung von “Lady in black”. “Beim Zahnarzt” und sangen alle begeistert mit. Beim Titel “Schlachtfest” war Moderator Pleyer vom Refrain so begeistert, dass man auch ihn ebenfalls mitsingen sah. Ohne Zugabe kam Weller, der auch wieder als Gitarrist überzeugen konnte, nicht von der Bühne.
Stones-Hit im Fokus
Mit Edith Prock betrat dann die erste von vier Powerfrauen die Bühne in Wickenrodt. Edith Prock, die im Volksmusikbereich einige Erfolge gelandet hat, konnte mit ihrer glasklaren Stimme und dem Jodler “Wenn die Alpenrosen blühen” und ihrem Hit “Hörst du die Glocken von Stella Maria” überzeugen. Doch mit dem Lied “Im Kongo-Dschungel ist heut’ was los”, zu dem sie Kinder aus dem Zelt zu sich nach vorne holte, tanzte und tobte sie barfuß über die Bühne und riss auch das Publikum im Zelt mit. Dass der Shadows-Gitarrist Hank Marvin das große Vorbild von Ricky King ist, konnte der Ex-Gitarrist der legendären Mannheimer 1960er-Jahreband “Joy (Flemming) & Hitkids” (später Joy Unlimited) nicht verleugnen. Denn der Mann, der mittlerweile mehr als 40 Alben veröffentlicht hat, spielt seine Gitarre unverkennbar in dessen Stil. Bestes Beispiel dafür ist der sehr schöne Song “Sternenregen”. Sogar eine kurze Hommage an 50 Jahre Rolling Stones spielte King, als er das bekannte Riff von “Satisfaction” zu Gehör brachte. Dass man sich dem Charme seines großen Hits “Verde” nicht entziehen kann, zeigte sich am Ende seines Auftrittes. Hier summte so gut jeder im Festzelt den Ohrwurm mit.
Mary Roos weiß, wie man ein Publikum in den Griff bekommt. Die ganz in Rot gekleidete Schlagerikone kannte gegenüber dem Publikum keine Berührungsängste. Im Gegenteil. Sie ging nicht nur durch die Zeltreihen, um ihre Songs zu singen, sondern tanzte recht wild mit Publikumskandidat Horst über die Bühne. Musikalisch bot die in Bingen geborene Sängerin mit der starken, kraftvollen Stimme Titel wie “Rücksicht”, “Ich bin stark” oder eine deutsche Version von “My way”. Gelungen auch das “Freundinnen-Medley” mit Songs wie “Liebeskummer lohnt sich nicht” von Siw Malmkvist oder “99 Luftballons” von Nena. Richtig bieder wirkte dagegen der Auftritt von Bata Illic. Natürlich sang jeder im Zelt gleich zu Anfang die beliebte “Michaela” mit. Auch der “Knopf an der Bluse” durfte bei ihm nicht nicht fehlen. Ohne Zugabe kam auch er nicht von der Bühne.
Zwei Frauen mit Talent
Ein neues Image legen sich derzeit Anita und Alexandra Hofmann zu. Von “brav” kann da nicht immer die Rede sein. Auf der Bühne erinnern die dunkelhaarige Anita und die blonde Alexandra mittlerweile an Alice und Ellen Kessler. Denn wie die Show-Ikonen aus den 1950er- und 1960er-Jahren beherrschen die beiden Hofmann-Schwestern eine große künstlerische Bandbreite. Sie tanzen auf waffenscheinpflichtigen High Heels in gelungenen Choreografien über die Bühne, singen recht gut und spielen gemeinsam Xylophon. Keine Frage, die Geschwister Hofmann sind Riesenshowtalente. Nur das Volksmusikimage stört. Und so langsam ändert sich dabei ihr Musikprogramm. Heute gehören auch Poptitel wie “Butterfly” von Daniel Gerard oder “Major Tom” von Peter Schilling zum Programm. Höhepunkte der rasant vorgetragenen Show sind das a cappella präsentierte “Amazing grace” und ihre Fassung des Gospelklassikers “Oh, happy day” am Ende eines Klasse-Auftrittes.
Sehr zufrieden zeigte sich Bürgermeister Ottmar Glöckner, der zuvor im Radiointerview mit Moderatior Rainer Pleyer dessen Hörer “Wiggert” mit humorvollen Worten bestens näher gebracht hatte, am Ende des Programms. Auch Nicht-Schlagerfans hatten viel Spaß an diesem Abend in Wickenrodt. Ausstrahlung der Sendung ist übrigens im September; der genau Termin steht noch nicht fest.

Von unserem Mitarbeiter Erhard Hahn