Hunsrücker Martin Weller begeisterte die Pfälzer

Im geheizten Lauterecker Zelt bogen sich die 130 Zuschauer vor Lachen und kugelten sich die Künstler auf der Bühne
LAUTERECKEN. Es war ein sportlicher Abend. Die Bauchmuskulatur wurde strapaziert, und der Geiger übte Weitsprung von der Bühne. Allein Gitarrist und Sänger Martin Weller blieb auf den Brettern, kugelte sich jedoch am Boden.
Der Idar-Obersteiner Martin Weller griff tief in die Kiste seines umfangreichen Repertoires. Was der Hutträger daraus hervorzauberte, faszinierte alte und neue Fans. Denn begeistert war schon zur Halbzeit das 130-köpfige Publikum neben der Pro-Seniore-Residenz in unmittelbarer Nachbarschaft von Bahnstrecke und Bundesstraße 270.
Nach dem Kurs in “Hunsregger Platt” waren alle Sprachbarrieren erkannt und beseitigt. Martin Weller stellte in seiner bekannt populären Art die Verbindung zwischen der Bühne und dem anfangs etwas unruhigen Publikum her. Spätestens, als er seinen Partner Wolfgang Wehner (“Der mit da Geij”) auf die Bühne holte und ihn seinen Frack (“De Konzertkittelschierz”) anziehen ließ, ging die Post ab. Gemeinsam schritt das Duo zur Hasenjagd. Einen Braten, von dem laut Ansage “vier japanische Konfirmationen” am HasenWeltmeisterschafts-Austragungs-Ort Osaka satt geworden wären, beschrieb der Barde mit dem Bierglashalter am Notenständer. In memoriam “Onkel Franz-Otto Klein” pflanzte der Sänger “Ajerpätsch uffs Grab”.
Die Musik traf generell auch den Bauch. Im Verlauf der Ballade “Geh net weg” kam die untreue Ehefrau zurück “in de Hand e Butterschmeer”, weil der Nebenbuhler die Schwenkbratenzubereitung nicht beherrschte. Musikalisch zog der Sänger und Liederdichter aus Idar durch die Region.
Explosion beschrieben
Er lästerte über seinen geschäftstüchtigen Zahnarzt, ließ den befreundeten Jäger “en Katz” erlegen und tobte sich anschließend an einem anderen Zimmertiger aus. “Die Katz, die ess serick komm” gehörte samt einer Dynamitexplosionsbeschreibung schon bisher zu Martin Wellers Kabinettstückchen. Geiger Wolfgang Wehner sprang vor Freude im hohen Satz über die Bühnentreppe mitten ins Publikum hinein.
“Dau unn esch”, eine Liebeserklärung mit “e Zwää-Punds-Hochrepp”, leitete über zu einem Protestsong gegen phantasielose, glattgebügelte – kurz: “roolisch” – Fernsehwerbung. Albträume und erschöpfende Liebesnächte des Sängers begleitete und kommentierte Geiger Wehner in allen Lagen seines Instrumentes. Schließlich hatte der Jung-Lehrer an der Violine eine klassische Konzertausbildung genossen.
Dem Publikum an Lauter und Glan empfahl Martin Weller den Verzicht auf den Schinderhannes-Kult. Was der Hunsrück bei des Räubers “200-jährigem Köppungsjubiläum” erleiden musste, war Anlass für diese Warnung.
Bruce Willis hoch im Kurs
Statt dessen plant der Mundart-Barde jetzt den Umstieg auf Bruce Willis. “In Kreiznoch hott der schunn des Bier for misch gekääft!”, gab Weller lachend zu Protokoll.
Spanischen Stierkampf (“De Aff mi’m Glitzerwammes unn de Ochs”) verglich er mit der Tätigkeit der Metzger hierzuland. Nach dem “lange Wääsch no Ejrar” servierten Weller und Partner “Grieschischer Ween”, bis beide Künstler sich als “Hochwald-Cowboys” am Boden kugelten. Als Zugabe musste noch das “Schlaachtfest” gefeiert werden, bei dem makabrerweise der Gesangverein am offenen Grab die zündende Melodie intoniert. Die fernsehreife Bühnenschau endete mit dem Versprechen, den “Bruce-Willis-Song” bald fertig zu haben.
Ernst F. Puppel / Rheinzeitung